Inhalt
Wie du am besten Spanisch lernst, hängt auch von deinem Lerntyp ab. Hier haben wir einige Möglichkeiten aufgelistet.
Vor Ort Spanisch lernen
Immigration ist die beste Art, um Spanisch zu lernen. So zumindest unsere Erfahrung. Während ich sehr viel arbeiten musste, übernahm mein Mann viele Alltagsangelegenheiten und nutzte von Beginn an die Chance, mitten im Leben Spanisch zu lernen. Das, kombiniert mit täglich ca. 20 Minuten digitalem Lernen am Smartphone, hat bei ihm wahre Wunder bewirkt. Ich muss aber dazusagen, dass er das Spanischlernen auch entsprechend ernst nimmt und seine Angst, Fehler zu machen oder sich zu blamieren, täglich aufs Neue überwindet. Das macht extrem viel aus und ich kann auch dir nur empfehlen: Pfeif auf das, was andere denken. Wenn du dein Schamgefühl überwindest, während du nach und nach täglich ein bisschen Spanisch lernst und auch aktiv anwendest, findest du dich im Alltag in unter einem halben Jahr problemlos zurecht.
Sprachschulen gibt es hier vorwiegend in den Städten Puerto de La Cruz, Santa Cruz und Los Cristianos. Allerdings kostet das mehr als (online) im Selbststudium zu lernen und ist insofern zeitintensiver, als du mehrmals die Woche hingehen wirst und die Lernkurve flacher ausfallen wird. Der Vorteil ist, dass du vielleicht auch nette Leute kennenlernst und Kontakte knüpfst, was als Nicht-Spanisch-Sprechchende:r sonst gar nicht so einfach ist. Vor allem, wenn du nicht zu den Extrovertiertesten gehörst.
Digitales Lernen
Digitales Lernen ist heutzutage Normalität geworden und es gibt unzählige Möglichkeiten, mit Smartphone, Tablet und Co. zu lernen. Wer arbeitsbedingt häufig am Rechner sitzt, macht das praktisch täglich, ohne es zu merken.
Apps dafür gibt es so viele, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann; zumal es auch von deinen Präferenzen abhängt, welche am besten zu dir passt. Gut sind sie alle, ob Babbel, Duolingo oder Busuu. Wir empfehlen dir, immer ein kostenloses Probe-Abo zu buchen, bevor du eine längere Mitgliedschaft abschließt. So kannst du herausfinden, ob die App wirklich etwas für dich ist.
Ich zum Beispiel möchte gerne auch mal längeren Konversationen zuhören und nicht immer aktiv auf meinem Smartphone herumtippen. Deshalb sind Babbel und Co. nichts für mich. Ich habe mich für Pimsleur entschieden und liebe die App heiß.
Außerdem gibt es auch viele kostenlose Programme und Apps, die es sich lohnt, auszuprobieren. Gerade am Anfang lernst du praktisch mit jeder App etwas Neues und Wichtiges dazu.
Wie Kinder die Sprache am zuverlässigsten lernen?
Die Antwort ist einfach: Kinder lernen – wie wir – am einfachsten durch Immigration und durch Austausch mit Muttersprachlern. Aber wann haben (vor allem kleine) Kinder schon die Gelegenheit, sich mit Einheimischen auszutauschen? Außerdem müssen sie nicht, wie wir, Alltagssituationen in einer anderen Sprache meistern. Der Spielplatz reicht dafür jedenfalls nicht aus, das können wir aus Erfahrung berichten.
Eine schulische Eingliederung darf deshalb selbst dann in Betracht gezogen werden, wenn man eigentlich nicht oder noch nicht in das Schulsystem einsteigen wollte. Auch für uns war das eine Überwindung und wir wollen unsere Kinder eigentlich nicht ins kalte Wasser werfen. Wir hatten vor, sanfte Übergänge schaffen, für einen smoothen Einstieg ins Lernen zu sorgen und stehen vielen Normen ohnehin kritisch gegenüber. Heute können wir jedoch sagen, dass es eine gute Idee war, unseren älteren Sohn (und bald auch den jüngeren) die öffentliche, spanische Vorschule besuchen zu lassen. In den ersten drei Wochen machte ihm das natürlich nicht immer Spaß, was uns auch sehr leidtat. Aber schon nach kurzer Zeit sahen wir, dass der Gewinn immens ist – sowohl was die Sprache als auch die Freundschaften betrifft, die er mittlerweile geschlossen hat.
Anmerkung: Die ideale Betreuungsform haben wir ehrlicherweise noch nicht gefunden und wir zweifeln daran, dass es sie – in der Praxis – wirklich gibt. Wir sind Freilernen/Unschooling, Homeschooling und Co. gegenüber aufgeschlossen und können gut nachvollziehen, warum viele Familien solche alternativen Modelle wählen, wissen (mittlerweile) aber auch, dass es nicht in unseren Alltag passt.
Welcher Lerntyp bist du?
Dein Lernerfolg hängt auch damit zusammen, wie du am zuverlässigsten lernst. Überleg mal:
- Bist du jemand, der sich das gesprochene Wort gut merkt? Prägst du dir die Namen der Menschen, die sich bei dir vorstellen? Wenn du dich an etwas Gesagtes oder Gehörtes zurückerinnerst, hörst du eher Geräusche/Worte anstatt Bilder zu sehen? In diesem Fall bist du vielleicht ein auditiver Typ. Das bedeutet, für dich sind Hörbücher und Lernen durch Zuhören – vielleicht auch durch Nachsprechen – sinnvoll.
- Oder erinnerst du dich eher an Bilder als an gesprochene Worte oder Töne? Konntest du dir Dinge vielleicht sogar in der Schule besser merken, wenn du sie selbst aufgeschrieben hast? Siehst du eher geschriebene Worte vor deinem inneren Auge oder das Bild desjenigen, der die Worte gesagt hat? Dann sind Bücher, Karteikarten und Übungshefte vielleicht eher das Richtige für dich.
- Als Mensch, der sehr gefühlsbetont ist und in Bildern denkt, brauche ich zum Beispiel beim Lernen auch immer Papier und Stift, ein echtes, gedrucktes Buch und am besten Emotionen oder Greifbares, das ich mit dem Gerade-zu-Lernenden verknüpfen kann. Ich lerne auch besonders gut durch Erlebnisse und Abenteuer. Ein Hörbuch allein oder eine App helfen mir natürlich bei der Aussprache, aber primär lerne ich visuell und kinästhetisch.
Falls dich das näher interessiert, schau mal bei YouTube oder Google rein und suche nach „Lerntypen“. Vielleicht gibt es hier ein paar tolle Erkenntnisse für dich.
Tipps, um schneller Spanisch zu lernen
- Radikal, nervenaufreibend, aber vielversprechend: Stelle deine Geräte auf Spanisch um. Smartphone, Tablet, Computer – einfach alles. Natürlich wirst du nicht alles von Beginn an verstehen, aber genau das ist ja auch der Sinn: Du bist gezwungen, zu übersetzen und dadurch zu lernen.
- Benutze alle Sprachen, die du kennst und mixe sie, um die Sprechhürde zu überwinden. Klingt etwas wirr, aber lass es mich erklären: Um eine neue Sprache zu lernen, müssen wir sie sprechen. Nur zu lernen, reicht nicht. Verständlicherweise hält uns unser Schamgefühl oft genau davon ab, weil wir denken, nicht gut genug zu sprechen, die Grammatik nicht zu beherrschen, die Aussprache etc. Also, lassen wir es oft ganz bleiben. Schließlich wollen wir keine halben Sätze daher stammeln. Das ist aber schade, weil wir so nicht vorankommen. Eine Möglichkeit, diese Barriere zu überwinden ist es, deinen Wortschatz nach und nach zu ersetzen. Beispiel: Mein Sohn muss auf die Toilette, also frage ich in einem Lokal nach, ob ich das Bad benutzen darf. Ich weiß, was Bad heißt (el baño) und ich weiß, was benutzen heißt (usar). Aber nur zu sagen „Usar el baño?“, da komme ich mir irgendwie dumm vor. Deshalb sage ich: „Kann ich — usar el baño?“ Selbstverständlich ist das auch „falsch“ und bestimmt versteht mein Gegenüber den ersten Teil des Satzes nicht. Aber ich habe einen ganzen Satz gesprochen, die wichtigsten Worte auf Spanisch gesagt und gepaart mit meiner Körpersprache wird mich mein Gegenüber nicht nur verstehen, sondern auch die Freundlichkeit und Wertschätzung hinter meiner Frage erkennen. Anstatt sofort auf Englisch auszuweichen oder gleich gänzlich einen Pantomime-Act aufzuführen, versuche ich zumindest, die Wörter, die ich kenne, einzusetzen.
- Einfach, simpel und effektiv: Post-its. Klebe Haftnotizen mit den spanischen Bezeichnungen auf Alltagsgegenstände in deiner Wohnung. Wenn du das Wort benutzt, im Gespräch mit deiner Familie, sag das spanische Wort, anstatt das deutsche.
- Schau deine Lieblingsserie (oder deinen Lieblingsfilm) auf Spanisch an, lasse spanische Sendungen im Hintergrund laufen oder mach sie gezielt zu eurem Abendprogramm. Übrigens: Bei uns schauen auch die Kinder oft spanische Sendungen, damit sie mit der Melodie und der Aussprache vertraut werden.
(Kostenlose) Programme zum Übersetzen
Auf deinem Smartphone
Halte die Übersetzungs-App von Google oder die deines iPhones immer bereit. Du kannst hier nicht nur Text eingeben und ihn übersetzen lassen, sondern auch ein Live-Bild oder den Text eines bereits gemachten Fotos übersetzen. Außerdem kannst du gesprochene Worte live dolmetschen lassen; sprich einen Satz auf Deutsch sagen und er wird dann auf Spanisch ausgegeben. Entweder in Textform oder als gesprochenes Wort. (Bei der Google-Übersetzer-App heißt die Funktion „Transkribieren“; hier musst du zuerst zustimmen, dass Google das Aufgenommene an den Übersetzungsserver senden darf.)
Auf deinem Rechner
Auch die meisten Browser auf deinem Computer bieten die automatisierte Übersetzung von Webseiten an. Bei Google Chrome findest du diese Einstellung im Menü unter Chrome > Einstellungen > Erweitert > Sprachen > Übersetzung von fremdsprachigen Seiten anbieten. Bei Safari solltest du bei fremdsprachigen Seiten direkt neben dem Adressfeld einen Übersetzen-Button sehen. Klicke auf den Button und triff deine Einstellungen.
Kostenpflichtige Übersetzungstools
Zum Übersetzen selbst brauchst du keine kostenpflichtigen Tools. Denn – das kann ich aus Erfahrung sagen – da die sich Satzstellung und Grammatik der spanischen Sprache so stark von der deutschen unterscheiden, wirst du ohnehin nur eine halbwegs verständliche Übersetzung, niemals aber eine korrekte ausgespuckt bekommen. Daran ändern auch kostenpflichtige Tools wenig.
Tipp: Wenn du fließend Englisch sprichst, übersetze aus dem Englischen ins Spanische. Damit schließt du viele Fehler von vorneherein aus, weil es hier mehr Ähnlichkeiten gibt als zum Deutschen. Noch ähnlicher sind Italienisch und Spanisch.
Language-Tool
Ein kostenpflichtiges Tool, das sich wirklich lohnt, ist LanguageTool. Das ist kein Übersetzungsprogramm, sondern ein Rechtschreibprogramm, das auch Grammatik und Schreibstil verbessert. LanguageTool spricht viele Sprachen – Deutsch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Französisch – und ist mein Tool der Wahl, wenn ich Texte überprüfe. Spätestens, wenn du E-Mails oder Briefe auf Spanisch schreiben musst, lohnt es sich, um von Beginn an einen guten Eindruck zu hinterlassen.